Chronik der Brauerei zum Rad in Göppingen

1825-2023

1665

Schon im Jahre 1665 gab es in Göppingen einen Gasthof mit dem wohlklingenden Namen zum GÜLDENEN RAD. Er hatte 3 Stuben und Ställe für 20 Pferde. Leider brannte beim 2. Großen Göppinger Stadtbrand am 25. August 1782 auch das Rad vollständig ab.

1783

Der damalige Besitzer, Engel, kaufte noch vor dem Aufbau der zerstörten Stadt die unversehrten Baulichkeiten des Spitalbauern Borst vor dem Post Tor und gestaltete sie zu einem Gasthof um, der wieder ein GOLDENES Rad als Schild führte. Eine gescheite Entscheidung, denn einen Gasthof brauchte man beim Wiederaufbau dringender als je zuvor.

Am 16. Januar 1825 beantragte der damalige Eigentümer Bühler (der in Ulm und Augsburg das Bierbrauen zünftig erlernt hatte) die Genehmigung zur Herstellung von Bier. Nach der Verleihung der persönlichen Berechtigung zum Bierbrauen und Branntweinbrennen am 5. Juli 1825 begann Bühler mit dem Sieden und konnte im Herbst 1825 das erste selbstgebraute Bier ausschenken.

Dank seiner Tüchtigkeit steigerte sich der Ausstoß stetig. 1825 wurde der RADKELLER an der Jebenhauser Straße errichtet. Nach 3 Jahren stand die Brauerei ZUM RAD bereits an dritter Stelle der 6 Göppinger Braustätten; 6 Jahre später an der Spitze.

1869

1869 starb Georg Bühler, der Sohn des ursprünglichen Käufers und Eigentümers, mit nur 43 Jahren, ein Jahr nach seiner Frau. Ihre beiden Kinder waren noch minderjährig. So mussten die Weisen Pfleger entschließen, den gesamten Besitz zu veräußern.
Das Rad in Göppingen war anschließend zur Versteigerung ausgeschrieben. Für den Erwerb kamen nur gutsituierte Männer in Frage. Markus Rau erhielt am 28. Oktober 1869 den Zuschlag.

Leider starb er schon kurz nach der Übernahme am 21. Januar 1870 in Göppingen. Seine Frau, Maria Barbara war sehr tüchtig und übernahm die Leitung der Brauerei. Der Ausstoß stieg, die Zeit der Industrialisierung wirkte sich auf den Betrieb günstig aus, was Markus Rau bereits beim Erwerb des Unternehmens richtig erkannte.

1877

Am 14. August 1877 übernahm der Sohn Jakob Rau mit seiner Braut Katherine Edelmann aus Urspring, Ober Amt Ulm den Besitz. Jakob Rau bewirkte einen weiteren Aufschwung von Brauerei und Gasthof. Während verschiedene Göppinger Brauereien zwischenzeitlich wieder verschwunden waren, erhöhte die Brauerei zum Rad laufend ihren Absatz. 1890 bezahlten die 5 Göppinger Brauereien Rad, Traube; Waldhorn; Hirsch und Krone zusammen 66540 Mark Malzsteuer., davon fielen allein auf das Rad über 20000 Mark.

1904

Jakob Rau verstarb am 17. März 1904, so dass der Sohn Markus Rau, genannt Max, direkt nach der Beendigung seiner Ausbildung der Mutter zur Seite stehen musste. Am 15. Januar 1911 starb die 91 jährige Maria Barbara Rau, die erste „Radwirtin“ der Familie Rau. Sie hatte wesentlichen Anteil am Aufbau der Brauerei.

1914-1918

Der Bierabsatz war gut, und bis zum Beginn des 1. Weltkrieges erreichte die Brauerei den höchsten Ausstoß seit ihrem Bestehen. Diese gute Entwicklung wurde durch den Krieg unterbrochen. Wieder musste eine Frau die Leitung der Geschäfte übernehmen, die Mutter des Firmenchefs Max Rau. Denn dieser musste schon bald einrücken und erlebte den Krieg fast von Anfang bis Ende an der Westfront. Glücklicherweise kehrte er unversehrt in die Heimat zurück. Er war der einzige, der die Brauerei im Sinne der Familientradition weiterführen konnte.

1920

Am 15. April 1920 Heiratete er die Tochter des Guts- und Brauereibesitzers Heinrich Scheer aus Suppingen bei Blaubeuren. Friederike Scheer. Es stellte sich bald heraus, dass er eine kluge, geschickte und fleißige Geschäfts- und Wirtsfrau auserkoren hatte. Denn die Familie musste schwere und sorgenreiche Jahre überstehen, insbesondere die Inflation und die Weltwirtschaftskrise Ende des 1. Weltkrieges.

Aber durch harte Arbeit ging es auch jetzt aufwärts. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges hatte die Brauerei einen Ausstoß erreicht, wie er vorher noch nie zu verzeichnen war. Durch den Krieg brachen wieder schwere Zeiten an und die Geschäfte waren von Jahr zu Jahr rückläufiger.

1945

Die Allerschwersten Jahre kamen nach Kriegsende. Das jüngste der 3 Kinder aus der Ehe von Max und Friedrike Rau, Hans-Jakob, kehrte nicht aus dem Krieg zurück. Erst 1948 nach der Währungsreform, konnte an einen erneuten Aufbau des Geschäftes gedacht werden.

Der Sohn Max legte nach Kaufmännischer und technischer Praktikantenzeit die Braumeisterprüfung ab und wurde zur Unterstützung des Vaters, der inzwischen 70 Jahre alt geworden war, am 18. März 1950 Geschäftsführer. Die Tochter Lore heiratete 1948 den Brauereibesitzer Wilhelm Kumpf der Kaiserbrauerei Geislingen. Max Rau heiratete am 16. September 1950 Annemarie Krieg.

50er - 70er Jahre

Die Radbrauerei wurde ein modernes und leistungsfähiges Unternehmen, das seinen Anteil geleistet hat an dem beispiellosen Aufschwung im Göppinger Wirtschaftsraum in den fünfziger und sechziger Jahren. In arbeitsreichen Jahren nach dem Krieg entstanden eine neue Flaschenbier- Kellerei und ein neuer Gärkeller, ein neues Sudhaus und viele wichtige Erneuerungen und Erweiterungen.

1990 bis Heute

Bis 1990 blieb Max Rau Geschäftsführer der Radbrauerei. Nachdem die beiden Söhne und die Tochter von Annemarie und Max Rau andere Berufe ergriffen hatten, folgte die Veräußerung der Brauerei an seine Schwester Lore Rau und deren Mann Wilhelm Kumpf im Jahr 1990. Heute wird Staufen Bräu in Geislingen an der Steige – nach überlieferter Rezeptur – unter der Leitung von Braumeister Christoph Kumpf, einem der Enkel von Lore Rau gebraut.

Bis heute sind die Qualität der Biere und die Regionalität, die sowohl für den Vertrieb des Bieres als auch für den Einkauf der Roh- und Hilfsstoffe gilt die Leitmotive der Brauerei. So gilt damals wie heute:

Staufen Bräu  Das Bier zum Treubleiben.

Hier gibt es frisches Staufen Bräu